Her mit der 15-Stunden-Woche!

Der 1. Mai ist der Tag, an dem die Lohnabhängigen und Berufstätigen traditionell für eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen auf die Straße gehen.

Unsere Forderung nach einer 15-Stunden-Woche knüpft an Ideen an, die Anarchist*innen und Gewerkschaftler*innen bereits 1886 in Chicago offensiv formulierten, indem sie einen 8-Stunden Tag für Werktätige verlangten. Was bis dahin als rein utopische Bedingung am Arbeitsplatz erschien, wurde schließlich zum ersten Mal mithilfe eines Abwehrstreiks zur Verhinderung von Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und der sozialen Sicherheit im Jahr 1919 in Spanien durchgesetzt.

Die 15-Stunden-Woche widerspricht im Eigentlichen der bestehenden Wirtschaftsordnung, da eine kapitalistische Organisierung von Gesellschaft ohne Verwertung von möglichst viel Arbeitskraft nicht funktioniert: Die wirtschaftliche Produktionsweise ist mitnichten an den Bedürfnissen der Berufstätigen orientiert, sondern justiert sich stattdessen entlang einer möglichst gewinnbringenden Herstellung von Waren, Produkten und Dienstleistungen.

Auch wenn die Forderung nach einer 15–Stunden–Woche – und somit nach einer Entlastung der Lohnarbeitenden – ein Meilenstein im Arbeitsbereich darstellen würde und aktuell noch schwer erstreikbar erscheint, so könnte diesem Ziel mehrere Etappen vorausgehen: Ein erster Schritt kann die bekannte Forderung nach der 4-Tage-Woche sein, die uns Lohnarbeitenden eine Minimalgarantie an Freizeit gewährleisten könnte.

Als Anarchist*innen verharren wir nicht in der Annahme, eine 15–Stunden- bzw. 4–Tage–Woche könne ein selbstbestimmtes Leben aller garantieren, weshalb wir ohne jede Frage die Loslösung von einer gesamten kapitalistischen Gesellschaftsidee anstreben. Dennoch glauben wir ebenfalls, dass jede noch so kleine Verbesserung im Berufs- und Arbeitsleben nicht nur erkämpft werden muss, sondern diese Optimierungen eine Verbesserung der Lebensqualität zugunsten der Lohnarbeitenden darstellt.

Wir betrachten die Fortschritte im Arbeitsbereich als notwendig, ohne uns jedoch auf eine Friedenspflicht oder Tarifpartnerschaft der reformorientierten Gewerkschaftsbewegung zu berufen, die eine emanzipatorische Entwicklung im Anschluss einer solchen sukzessiven Verbesserung der Bedingungen hemmt.

Als Anarchist*innen müssen und werden wir uns den Forderungen anschließen, die eben jene Verbesserung der Lebensumstände der Menschen im Hier und Jetzt – und darüber hinaus – garantiert.

In diesem Sinne:
Heraus zum 1. Mai für die 15-Stunden-Woche!

English below / français en bas / español abajo
https://berlin.dieplattform.org/2023/03/29/her-mit-der-15-stunden-woche/

Die plattform Berlin lädt ein, zu einem außerordentlichen Café & Grössenwahn am 1. Mai von 12:00 bis 18:00 Uhr in der Linie206.
https://berlin.dieplattform.org/2023/03/29/cafe-u-groessenwahn-zum-1-mai/

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